Das Ende der Welpenromantik

Das Ende der WelpenromantikWir haben Babys. Kleine, süße Welpen. Am 17. Februar hat er statt gefunden – der Akt der Liebe zwischen meiner Kleinsten – meinem Maltesermädchen „Madame Shu-Shu“ das wir aus schlechter Haltung zu uns genommen haben – und „Hobbi“ – einem stolzen Shi Tzu Recken. Ich sehe mich noch verzückt die Hände gen Himmel werfen in Erwartung des kommenden zuckersüßen Nachwuchses. „Diese kleinen Hundis bekommen 2 – höchstens 3 Welpen“ – das war die Aussage meiner Freundin.
Nach dem Vollzug wurde sofort ein Welpenkalender angelegt, sich im Internet über die Besonderheiten trächtiger Hündinnen informiert, Folsäure und andere wichtige Nahrungsergänzungsmittel für Schwangere gekauft und verabreicht – das Tier wurde massiert, verwöhnt und mit abendlichen Reiki-Behandlungen auf den großen Tag der Entbindung vorbereitet.
Als Madame Shu-Shu zu uns kam, hatte sie laut Aussage der Vorbesitzerin (auch Böse Frau genannt) bereits 2 mal Welpen unter unsäglichen Umständen – als Kettenhund! – geboren. Ich war zuversichtlich und sicher, das die Geburt ein Spaziergang sein würde.

Die Wochen vergingen – Madame wurde dicker. Und dicker. Ab dem 55ten Tag wurde der Hund zum Bächeln und Würsteln getragen weil der Bauch mittlerweile auf dem Boden schleifte…eine Röntgenaufnahme beim Tierarzt hatte unterdessen ergeben, das ich auf 4 Welpen hoffen durfte.
Punktgenau am 60ten Tag (Sonntag!) schob sich Shu-Shu nach einem Spaziergang im Garten in´s Haus zurück und hatte einen merkwürdigen Sack zwischen den Beinen – das erste Baby wollte kommen. Es kam aber nicht. Nach einer Stunde rief ich den Tierarzt an der mir zuversichtlich erklärte, das könne schon mal bis zu vier Stunden dauern und ich soll mich erst wieder melden wenn bis dahin nichts passiert ist.
Drei Stunden später waren die werdende Mutter und ich mit den Nerven so fertig, das das friedliche Mittagessen meines Tierarztes in einem fernen Dorf mit Nachdruck von mir unterbrochen wurde und Jannis und Frau zum Wochenbett „gebeten“ wurden, was nach einem Blick auf den Hund in einer eiligen Fahrt in die Praxis mündete. Madame Shu-Shu war durch die vergangenen Stunden so erschöpft, das an eine natürliche Geburt nicht mehr zu denken war.
Der Kaiserschnitt segnete uns in Folge mit fünf! weiteren Welpen, vier Buben und zwei Mädchen.. und mich mit Schnappatmung und Herzrythmusstörungen.
Der zweite Tag nach der Entbindung brachte uns den Verlust eines Babys – eines der zwei Mädchen starb in meinen Händen und ein Blick auf die Welpen zeigte mir, das die weißen Welpen alle deutlich schwächer waren als die beiden „Dicken“ Burschen die nach dem strammen Kindesvater geraten sind.
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Die folgenden 10 Tage nach dem Trauerfall vergingen mit täglichen Tierarztbesuchen um den drei weißen Welpen, die offensichtlich zu schwächlich für das Absaugen der mütterlichen Milchbar waren, Magensonden zu legen – 3 bis 4 mal pro Tag.
Die Nächte waren durchgehend überwiegend schlaflos – nicht nur Menschenkinder haben Koliken und greinen – und mein Morgenkaffee wurde mit der rechten Hand getrunken während die linke Teelöffel aus dem Eisfach abwechselnd auf beide Augenringe presste.
Morgen – am 15ten Mai – haben die fünf verbliebenen Babys die 5te Woche eingeläutet. Sie laufen…wie kleine Steiftiere oder wie die Häschen aus der Duracell Werbung – und mein Mutterstolz ist größer als Europa. Ersten eigenständigen Essversuchen folgen zauberhafte kleine Würstchen aus den zauberhaften kleinen Popo´s der Hundekinder – JA! Inbrünstig kann ich sagen, das ich sogar den Kot meiner Hündchen anbetungswürdig finde.
Frank ist indes genervt – jeden dritten Tag werde ich mit Auszug bedroht bis „hier wieder Normalität“ eingekehrt ist. Normale Härte zur Zeit.
In drei Wochen werden sie mich verlassen – nach und nach – Teil 3 der Griechischen Tragödie. Gestern habe ich versucht eine „Welpen-Anzeige“ zu verfassen – und mich dabei ertappt das ich Formulierungen verwendet habe, die es im Grunde jedem verbieten, überhaupt die Anfrage nach einem Welpen zu wagen…hach…es bleibt aufregend im Haus.
Das Ende der Welpenromantik – Ja, ich hatte mir das alles anders vorgestellt. Viel sanfter und geschmeidiger – es ist trotzdem wunder-wunderschön. Aber wahrlich kein Spaziergang. Auch wenn die Mama die Hauptarbeit macht – es ist anstrengend, mitunter besorgniserregend, oft stressig – z.B. wenn die ersten Ausbruchsversuche beginnen – es ist häufig laut – und das Fürchterlichste kommt noch auf mich zu – es wird mir wahrhaftig das Herz zerreissen wenn sie gehen, wenn fremde und bekannte Menschen kommen und sie mit nehmen und alles was mir bleiben wird ist die Hoffnung und das Bangen das jedes von ihnen das beste aller Hundeleben haben wird.
In diesem Sinne – Ihnen, Dir und uns – einen schönen Sommer…und trauen Sie sich ja nicht, mich nach einem der Welpen zu fragen 🙂

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